„Unser Matzen – 6“: [hp-um-6- schatztruhe]
Die Matzner Schatztruhe
Die ca. 180 kg schwere Eisentruhe, die jahrzehntelang unbeachtet und störend in der Schule vor der früheren Direktionskanzlei gestanden war, gelangte nach einer beinahe abenteuerlichen Geschichte und Reise endlich ins Matzner Archiv. Nach der sehr heiklen Öffnung des Bodens kamen 3.097 (!) Originalhandschriften des Depositenamtes des ehemaligen Bezirksgerichtes Matzen zum Vorschein.
Diese wurde einzeln sorgfältig gereinigt und in neue Kartons umgelagert. Die Orts und Familiennamen, die auf diesen Originalen aufscheinen, wurden aufgelistet und geordnet und können nun leicht am PC oder im Ausdruck eingesehen werden.
* zur Bearbeitung:
Es konnten nicht alle Ortsangaben in der einfachen aber leicht praktikablen Excel-Datei aufgelistet werden. Es wurde bei mehrfachen Ortsangaben (der Braut, der Zeugen,…) daher nur jene des Bräutigams übernommen.
Die Urkunden beziehen sich auf folgende Orte:
Angern: 83 Urkunden Auersthal: 120 Urkunden
Bockflüss: 1 Dörfles: 27
Drösing: 1 Dürnkrut: 14
Ebenthal: 87 Eibesbrunn: 1
Gänserndorf: 10 Gaunersdorf: 3
Götzendorf: 95 Gr. Inzersdorf: 2
Großprottes (!): 71 Gr. Schweinbarth: 122
Gr. Stetteldorf: 1 Groißenbrunn: 1
Großebersdorf: 1 Gr. Engersdorf: 3
Großmugl: 1 Großprattes (!): 1
Grub: 32 Harras (!): 2
Hauskirchen: 1 Hohenruppersdorf: 137
Jedenspeigen: 6 Klein Harras (!): 51
Klein Prottes (!) 35 Kleinschwechat: 1
Klosterneuburg: 1 Kohlenbrunn: 54
Leobendorf: 1 Leopoldau: 1
Loydesthal: 1 Malazky: 1
Mannersdorf: 131 Marchegg: 5
Martinsdorf: 136 Markgrafneusiedl: 1
Matzen: 390 Mistelbach: 1
Obersulz: 2 Pirawarth: 1+
Ollersdorf: 205 Pellendorf: 1
Pi(e)rawarth: 111 Pressburg: 1
Prinzendorf: 3 Prottes: 57
Pyrawarth: 33 Ragegndorf: 83
Reiersdorf: 53 Ruppersdorf: 10
Schönkirchen: 65 Schweinbarth (!): 2
Sierndorf: 1 Spannberg: 218
Spittlberg (!): 1 Stillfried: 40
Strassfeld (!): 1 Straßhof: 1
Stripfing: 42 Tal(l)esbrunn: 92
Unter Gänserndorf: 66 Vellm: 82
Waidendorf: 81 Weikendorf: 61
Wien: 1 Wolfpassing: 2
Wolkersdorf: 2 Wutzelberg (-burg): 22
Zwerndorf: 1
* zum Inhalt der jetzigen Schachteln („Pack“)
Pack 1: 141 Dokumente, Pack 2: 200 Dokumente, Pack 3: 303 Dokumente,
Pack 4: 518 Dokumente, Pack 5: 34 Dokumente, Pack 6: 343 Dokumente,
Pack 7: 430 Dokumente, Pack 8: 520 Dokumente, Pack 9: 356 Dokumente,
Pack 10: 252 Dokumente
Die Dokumente stellen tatsächlich einen historischen „Schatz“ dar, der in vielen Einzelhinweisen ein buntes Bild des Lebens und der sozialen Verhältnisse in unserer Region vor 100 Jahren widerspiegelt.
Nur in einigen Beipielen weise ich hier auf Einzelheiten hin:
- Belege zur Anlegung des neuen Grundbuches
- Besondere Hinweise auf unsere Gegend
Bemerkenswert scheinen die Belege für 2 Siedlungen, die heute unter diesem Namen nicht mehr bekannt sind:
Das „Dörfchen Wutzelburg bei Angern“ (7/16 u. a.) und
die „Siedlung Strassfeld“, womit wahrscheinlich Strasshof gemeint ist (8/198)
- Hinweise auf besondere Lebensbedingungen
In vielen Urkunden, bes. in „Heurathscontracten“ ist die enge Abhängigkeit von der Herrschaft und auch vom Militär beslegt. Als Beispiel, dass für die Verehelichung immer erst die Erlaubnis der Obrigkeit eingeholt werden musste und um welche Besitztümer es dabei manchmal ging, hier das Beispiel einer „Eheparte“:
Abb. ……..: Eheparte
zwischen dem ledigen und großjährigen Franz
Hecht, angehenden u zu Deßnitz unter der
Herrschaft Frischau in Mähren gebürtigen Viehhir-
ten zu Angern als Bräutigam und zwischen der
ledigen u minderjährigen A(nna) Maria Linesa (Lineva?) aus
Jakobsdorf in Ungarn u von der Herrschaft
Plopenstein zu Malazka unter die Herrschaft
Matzen u Angern entlassen, in Vertretung des
für sie zum Curator ad actum (Kurator für diesen Akt) aufgestellten Joseph
Weiß, Halblehner zu Angern, als Braut.
1. Verheirathet die Braut dem Bräutigam
ihre sämtl. Kleidungsstücke u Effecten,
die sie gegenwärtig besitzt.
2. Widerlegt der Bräutigam dieses mit
seinen sämtl(ichen) während seines Dienstes
ersparten, wowohl in Geld, als in Effec
ten bestehenden Vermögen. ……
Oft belegt diese Abhängigkeit auch der Hinweis „… der Herrschaft Matzen mit Recht und Gerechtsamen untertan“ (z,B. 7/131), oder Hinweise auf die Entlassung aus einem Herrschaftsbereich „… aus der Herrschaft Klopenstein zu Malazka unter die Herrschaft Matzen u Angern (als Braut) entlassen“.
Dienstmagdkinder erhielten eine eigene Bewertung: sie waren sichtlich eines eigenen Aktes gar nicht wert, aber es gibt Hinweise auf entsprechende „außergerichtliche Vergleiche“ (z.B. 7/131)
Inwohner „Inleute“ gab es damals in jedem Ort ziemlich viele. Sie hatten keine eigene Behausung, sondern wohnten bei anderen Leuten gegen Übernahme mancher Arbeiten. Manche Häuser hatten sogar eigene „Inleutstüberl“, die in Erbschafts- oder Schuldscheinen auch eigens angeführt wurden (z.B. 8/?)
Die große Anzahl von „Schuldscheinen“ weist nicht auf eine hohe Verschuldung (durch Darlehen) hin, sondern diese waren meist Sicherstellungen für die Halbwaisenkinder durch verwitwete Elternteile.
Historisch besonders interessant sind die vielen Heiratsverträge aber auch Testamente in ihren Detailangaben. Sie gehen oft in kleinste Kleinigkeiten der Kleidung und der Haus- und Kellereinrichtung. So werden natürlich die Nabingerpressen immer angeführt (z.B.: 8/1) aber auch „Spuck-Trücherl“ werden nicht vergessen (7/364).
Besonders detaillierte Aufzählungen der Mitgiften sind in den Eheverträgen 8/359, 8/362, 8/364 und 8/395.
- Hinweise auf besondere Gebäude
So wird in Ebenthal ein „bestiftetes Hauerhaus“ genannt (8/?). Ist mit dieser „Bestiftung“ das gleiche gemeint wie die „Waldbestifteten“ in anderen Ortschaften?
In Auersthal ist in der „Winterleiten“ ein „Hofstatthaus“ genannt (8/326).
War das tatsächlich eine „Hofstätten“, das heißt ein Haus ohne zugehörigen Grund?
Nur in Großschweinbarth wird eine „Mehlmühle“ genannt (7/118), ein Zufall? Wassermühlen dagegen häufiger. (Siehe: Hinweis bei den Berufen!)
- Hinweis auf besondere Wirtschaftsgrößen
Ganzlehner, Halb- und Viertellehner waren zwar die häufigsten Wirtschaftsgrößen, doch gab es auch ¾-Lehner, ja sogar auch 5/4-Lehner (7/141)
- Hinweise auf besondere Einzelpersonen
z.: Familie Deubner in Götzendorf (7/160)
Oberlehrer Zach in Ollersdorf (7/160)
Mathias Kainzmayer, Marktrichter in Matzen (8/59)
-Hinweise auf bemerkenswerte Berufe
„Bestandswirt“ in Hohenruppersdorf war ein Matzner (! 8/466)
herrschaftlicher Käsemacher (8/396)
herrschaftlicher Meier (oberster Viehaufseher) und Wirt (6/203)
Schiffsmüller in Mannersdorf und Zwerndorf (6/182):
Hoch- und Deutschmeister: Unsere Region war Stellungsbereich dieser Eliteregimenter. (6/279), (6/290), (6/291), (7/21), (8/363) u. a.
Landwehrmann (kein Deutschmeister?): (6/202), (6/209), (7/51) u. a.
Mundkoch der Herrschaft:
Es scheint demnach im Schloss mehrere Köche gegeben zu haben, aber nur einer war Mundkoch der Herrschaft. (6/261)
Ortsrichter von Prottes (7/16)
Viehhirt: Überraschend häufig wird ein Hirt eigens belegt. (6/235), (6/264), (8/349)
(8/362) u. a.
Webermeister: Es ist hier nicht klar ob er bei der Herrschaft angestellt war, oder in
Heimarbeit sein Gewerbe ausübte. (6/267)
Bemerkenswert und einer gesonderten Bearbeitung wert wären die Verbindungen über die damalig ungarische Grenze.